Gründung der FFW

Der Herbst des Jahres 1898 brachte viel Unruhe in die Gemeinde. In der Zeit vom 10. August bis Ende November brannten 5 Bauerngüter in Oberkiesdorf und Dittersbach ganz oder teilweise nieder. Als Ursache wurde Brandstiftung angesehen.

Am 10.8. brannte es bei Wilhelm Hanspach in Oberkiesdorf, danach die Scheune bei Robert Kramer in Dittersbach. Durch ungünstigen Wind griffen die Flammen auf das Gehöft von Gustav Meusel über. Alles wurde vernichtet. Das nächste Feuer brach bei Karl Fünfstück in Oberkiesdorf aus.

Am 18. November fanden sich Oberkiesdorfer Bürger unter Vorsitz des Lehngutsbesitzers Georg von Kyaw zusammen, um endlich den Gedanken der Gründung einer Feuerwehr in die Tat umzusetzen. Es sollte eine "Pflichtfeuerwehr nach freiwilligem Muster mit jährlich 12 Übungen" geschaffen werden. Dieses Vorhaben wurde aber von der Amtshauptmannschaft Löbau nicht genehmigt. Einige Tage später brannte mitten in der Nacht die Scheune von Wilhelm Geißler in Oberkiesdorf. Der herrschende Sturm trieb die Funken weiter und gefährdete 4 umliegende Gehöfte. Der Schaden konnte jedoch auf Geißlers Scheune beschränkt werden. Verstärkte Brandwachen wurden in der Gemeinde eingerichtet. Der Winter ging vorüber. Am 22. April 1899, einem Sonnabend, kamen erneut viele Oberkiesdorfer Bürger in der "Restauration zur Dampfziegelei" zusammen. Nun wurde die "Freiwillige Feuerwehr Oberkiesdorf" gegründet. Diesmal gab es eine Genehmigung für das Vorhaben. Ein Mitgliederverzeichnis, die Stammrolle, wurde angelegt.

Es erfolgte der Eintrag von 30 Namen. Zum Hauptmann wählten die Versammelten Herrn von Kyaw, den Lehngutsbesitzer.

Die Gründungsmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Oberkiesdorf mit ihren Mitgliedsnummern

  1. Georg von Kyaw
  2. Gustav Adolf Kretschmer
  3. Rudolf Herrmann Exner
  4. Ernst Oswald Hanspach
  5. Ernst Louis Loitsch
  6. Gustav Reinhard Geißler
  7. Ernst Wilhelm Keller
  8. Gustav Hermann Budig
  9. Karl Paul Schütze
  10. Ernst Julius Fünfstück
  11. Ernst Julius Richter
  12. Ernst Wilhelm Mauke
  13. August Wilhelm Mitschke
  14. Karl Hermann Kretschmer
  15. Gustav Hermann Schmidt
  16. Friedrich Hermann Hanspach
  17. Ernst Gustav Apelt
  18. Gustav Emil Dehner
  19. Ernst Louis Dienel
  20. Karl Wilhelm Hanspach
  21. Friedrich Eugen Görges
  22. Karl Hummer
  23. Gustav Reinhold Kindler
  24. Ernst Wilhelm Raimann
  25. -
  26. Christlieb Wilhelm Freund
  27. Karl Gottfried Rößler
  28. Reinhard Alwin Ziesche
  29. Gustav Louis Fünfstück
  30. Johann Karl August Richter
  31. Ernst Wilhelm Hanspach

Die ausgelassene Nr. 25 weist erst ein Eintrittsdatum vom 2. Januar 1900 aus. Zum Gründungskomitee zählte auch Eduard Prescher. Aufgestellt wurde ein Spritzenzug mit etwa 20 Kameraden und als Zugführer Julius Fünfstück gewählt. Später übernahmen Oswald Hanspach, Paul Wolf bzw. Gotthelf Geißler das Amt. Ebenfalls wurde ein Steigerzug mit ungefähr 10 Leuten gebildet. Als Führer wählte man Gustav Kretschmer (bis 1909), später Ernst Raimann und Emil Dehner. Als Sanitäter gehörte Ernst Richter 20 Jahre lang der Wehr an, danach Max Hanspach. Parallel zur neuen Freiwilligen Feuerwehr bestand aber die Niederdorfer Wehr als Pflichtfeuerwehr

Die FFw Ober-Kiesdorf 1908 Obere Reihe v. 1.: Hermann Exner Reinhard Geißler Paul Schütze, Max Loch (auf der Leiter), Alwin Ziesche, Paul Wolf Max Hanspach, Wilhelm Helbig, Wilhelm Freund, Karl Schröter Louis Fünfstück, Ernst Richter Reinhold Kindler Untere Reihe: Wilhelm Mauke, Ernst Raimann, Wilhelm Mitschke, Karl Rößler Gustav Kretschmer Georg v. Kyaw, Oswald Hanspach, Hermann Budig, Hermann Hanspach, Richard Scholze, Oswald Fünfstück, Hermann Schmidt In Zivil: L. Mitschke, R. Reußner

weiter, was insbesondere in Berichten während des 1. Weltkrieges belegt ist. Die Freiwillige Feuerwehr Oberkiesdorf wurde als Verein gegründet. Es ist nicht außergewöhnlich, dass sie sich nur auf Oberkiesdorf bezog. Es waren immer schon zwei getrennte Gemeinden gewesen, die unterschiedlichen Kirchspielen angehörten. Ein Berg lag auch noch dazwischen. Aber seit etwa 1850 gab es eine direkte Verbindung über den Berg. Zweimal musste dabei die Gaule überquert werden. Man war nicht mehr auf Furten angewiesen; inzwischen gab es auch Brücken. Nun unterhielt man schon 3 Jahrzehnte eine gemeinsame Schule und hatte diese mitten auf den Berg gebaut. Also ein Fortschritt! Feuerwehrmäßig gehörten bald 3 Niederkiesdorfer Bürger der FFw an: Paul Wolf, Max Loch und Karl Rößler.

In den ersten 5 Jahren des Bestehens gab es 6 Abgänge, jedoch auch 9 Zugänge, so dass der Personalbestand zum 5. Jubiläum (1904) 33 Kameraden ausmachte. Aber erst am 5. März 1921 wurde bei der Freiwilligen Feuerwehr die "Brücke zum Niederdorf" gelegt, wie es im Bericht zum 50. Jubiläum (1949) heißt. Es war wiederum ein Sonnabend, an dem der zweite Spritzenzug gebildet wurde, mit Zugführer Max Schönfelder und Stellvertreter Paul Burkhardt. An diesem Tag ging auch das gesamte Vermögen der Wehr in kommunales Eigentum über. Ihr Name lautet nun "Freiwillige Feuerwehr Kiesdorf".

1926 entstand im Oberdorf eine Wasserleitung. 8 Oberflurhydranten wurden eingebaut. Dies gestattete der FFw zur Brandbekämpfung die Einrichtung eines Hydrantenzuges.

Urkunde für Ernst Raimann