Ausstattung der Wehr

Die Gemeinde schaffte 1899 für die Freiwillige Feuerwehr eine neue Handdruckspritze an, hergestellt in der Feuerspritzen-Bauanstalt, Chr. Spohn in Löbau/Sachsen. Auf beiden Seiten des Gerätes ist am Wasserkasten "Feuerwehr Ober-Kiesdorf 1899" aufgemalt. Das Löschgerät musste von 2 Pferden in die Nähe der Wasserstelle gezogen werden.

Die Spritzenmannschaft legte einen Schlauch mit Saugkorb (den Zubringer) vom Wasserkasten aus ins Wasser und befestigte an den beiden Enden des langen zweiarmigen Hebels über der Spritze kräftige Querholme. Nun begann beim Einsatz die Schwerstarbeit. Hebel hoch: Wasser wurde in den Kasten gesaugt. Hebel runter: Wasser wurde durch den Schlauch auf den Brandherd gedrückt. Der Rohrführer lenkte den Wasserstrahl. Und das musste ohne Unterbrechung geschehen. So erklärt es sich auch, dass die Spritzenmannschaft schon rein zahlenmäßig die größere Truppe in der Wehr sein musste. Diese Kiesdorfer Handdruckspritze ist heute noch im Originalzustand erhalten, funktionsfähig, und stellt als technisches Denkmal einen großen historischen Wert dar. Sie wurde und wird von den Wehrkameraden liebevoll gepflegt und so der Nachwelt erhalten.

Beschriftungen an der Handdruckspritze

Beschriftungen an der Handdruckspritze

Uniformjacke, Helm und Gurt (1899)

Uniformjacke, Helm und Gurt (1899)

Für die weitere Ausstattung der jungen Wehr wurde das Geld von den Mitgliedern aufgebracht, die entsprechend ihrer Vermögenslage mehr oder weniger große Beträge stifteten. Uniformen wurden angeschafft. Bei der Feuerwehr-Requisitenfabrik J. G. Lieb in Biberach wurden - nach einem zugesandten Muster - 35 Lederhelme sowie ein besonderer Helm (für den Hauptmann) bestellt. Die Lieferung kostete 241,25 Mark, erfolgte in 2 Kisten und kam schließlich mit der Kleinbahn in Bernstadt an. Schon vorab hatte Herr von Kyaw in Großschönau für 125,63 Mark einen Ballen Stoff gekauft, der bereits im März 1899 per Bahn an einen Schneidermeister Matzieytzik in Leuba verschickt wurde. Der fertigte daraus 23 Mannschaftsjoppen, 6 für Zugführer, 2 für Rohrführer und 3 für Hornisten. Die Schneiderrechnung betrug 85,40 Mark und trägt das Datum vom 2. August 1899. Die verschiedenen Schulterstücke waren ihm von der Fa. Röthig, Ebersbach, vorher zugestellt worden.

Aus der Sächsischen Turn- und Feuerwehr-Gerätefabrik Werner & Schmidt, Oederan, kamen u. a. 9 Beile mit Taschen, verschiedene Laternen, 3 Signalhörner, 5 Zweiklanghupen und 1 Verbandtasche als Bahnfracht über Bernstadt, für insgesamt 162,84 Mark. Sattlermeister Töppich aus Leuba fertigte für 110,30 Mark verschiedene Gurte mit Zubehör an. Stellmacher Mierschel aus Bernstadt lieferte für 25 Mark einen zweirädrigen Wagen, offenbar für den Transport der Leitern für den Steigertrupp bestimmt. Die Leitern und verschiedene Stangen kamen vom Tischler Mauke aus Oberkiesdorf und kosteten 85 Mark. Schmiedemeister Ziesche (aus Oberkiesdorf) lieferte für 70 Mark die Beschläge dazu.

Ausrüstungsgegenstände (1899)

Ausrüstungsgegenstände (1899)

Im Juni 1899 war für Ausbildungszwecke ein Steigerturm errichtet worden. Er befand sich auf dem Grundstück Dorfstraße 26, jetzt Thau, damals Bernd, angebaut an das Wohnhaus, direkt an der Straße gelegen. Er war 8,37 m hoch und 2,90 m breit. Etwas Holz dazu kam aus dem Sägewerk Oberkiesdorf (ehem. Ziegelei). Die Zimmererarbeiten betrugen 43,07 Mark bei 30 und 29 Pfennigen Stundenlohn. Dieser Turm könnte in den 30er Jahren noch dort gestanden haben, wurde aber 1937 durch einen Neubau auf demselben Grundstück ersetzt, diesmal jedoch am Scheunengiebel aufgeführt. Die Bauunterlagen sind dazu noch vorhanden.

Ende Februar 1976 wurde dieser Steigerturm abgebaut. Er war überflüssig geworden. Am Sonntag, dem 18. Juni 1922, nachmittags um 14 Uhr ließ der Bezirksverband der Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Löbau durch 2 Brandinspektoren (aus Bernstadt) die Kiesdorfer Wehr überprüfen. Im Protokoll wird das Vorhandensein von zwei vierrädrigen Spritzwerken vermerkt.

Es handelt sich dabei um:

  1. eine Handdruckspritze Baujahr 1863 v. d. Firma Voigt, Chemnitz - Strahlweite 22 m bei 10 Mann Bedienung und
  2. eine Handdruckspritze Baujahr 1899 v. d. Firma Spohn, Loebau - Strahlweite 23,50 m bei 10 Mann Bedienung. Die Leistungsfähigkeit beider Geräte wurde in einer Übung unter Beweis gestellt. Alle 3 geprüften Übungskomplexe erhielten die Bewertung "sehr gut". Diese genannten Löschgeräte bildeten bis 1947 die Hauptausrüstung der FFw Kiesdorf.